Der NRW-SuchKontroller - ein Ansatz zur verteilten Routensuche für die Fahrplanauskunft in NRW

Für die elektronische Fahrplan- und Tarifauskunft in NRW haben die Verkehrsverbünde umfassende regionale Datenbanken aufgebaut, die die aktuellen Netz-, Fahrplan- und Tarifdaten widerspiegeln. Die Daten können jedoch nur im Auskunftssystem des jeweiligen Verbundes abgefragt werden. Solange sich die Kunden innerhalb dieses Verbundes bewegen, erhalten sie über das „zuständige“ regionale Auskunftssystem die bestmögliche Auskunft. Aber schon bei kurzen Fahrten über die Grenzen eines Verbundes hinaus werden wichtige Elemente einer ÖPNV-Auskunft nicht mehr von den Systemen bereitgestellt. Weil der Tarif eines benachbarten Verkehrsverbundes gilt, erfolgt beispielsweise keine Preisauskunft. Hinzu kommt, dass Kunden oft gar nicht wissen, dass sie über ein anderes Auskunftssystem eine deutlich umfassendere Auskunft erhalten können.

Das Info-Portal www.infoportal.mobil.nrw.de bietet übergreifende Informationen zum NRW-Nahverkehr für Fahrgäste und ÖPNV-Fachleute (u.a. Tickets und Preise des NRW-Tarifs). Für den Zugang zur Fahrplanauskunft über den NRW-SuchKontroller im Info-Portal NRW steht den Kunden eine Auskunftsoberfläche (erstellt von der Kommunikationsagentur CP, Essen) zur Verfügung.

Der NRW-SuchKontroller – entwickelt von der Ingenieurgruppe IVV – übernimmt die Eingaben des Kunden von dieser Oberfläche und prüft zunächst, welches regionale Auskunftssystem die bestmögliche Antwort erwarten lässt. Hierzu werden unter anderem die Geltungsbereiche der regionalen Verbundtarife analysiert.

Der NRW-SuchKontroller übergibt die Kundenanfrage an das „zuständige“ regionale Auskunftssystem. Die vom „zuständigen“ Auskunftssystem ermittelten relevanten Verbindungen (inkl. weiterer routenbezogener Informationen) werden vom NRW-SuchKontroller in ein einheitliches Schnittstellenformat (XML) übertragen und an die Auskunftsoberfläche im Mobilitätsportal zurückgegeben. Die Antwort enthält im Regelfall alle durchfahrenen Haltestellen, Echtzeit- und statische Verkehrsinformationen und die jeweilige Tarifangabe für die Fahrt (z. B. Verbundtarif, NRW-Tarif). Weiterhin verdichtet der NRW-SuchKontroller die bereitgestellten Informationen um ggf. fehlende Tarifhinweise (z. B. Preise des NRW-Tarifs, bei Verbundtarifen nur Nennung des anzuwendenden Tarifs für die Verbindung ohne Preisangabe) und erstellt eine direkte Verknüpfung zum NRW-Tarifberater. Mit diesem kann anschließend im Portal infoportal.nrw.de eine NRW-Tarifberatung (Tarifoptimierung abhängig von Reisezeitpunkt und Anzahl der Reisenden) durchgeführt werden.

Im Bild ist das Gesamtsystem der Fahrplanauskunft mit dem NRW-SuchKontroller in der Reihenfolge, wie sie bei einer Verbindungsanfrage auf der Internetseite „Info-Portal NRW“ abläuft, dargestellt.

Grundlage der „Haltestellenauflösung“ – also der Suche der passenden Haltestellen zur Freitexteingabe des Kunden – ist das NRW-Haltestellenkataster des Landesdatenverbundes NRW. Das NRW-Haltestellenkataster wird von der beim VRR angesiedelten zentralen Koordinierungsstelle bereitgestellt. Um ein einheitliches Verständnis der Haltestellenobjekte zu erzeugen, hat NRW bereits ab 2015 die Bezeichnung der Haltestellen mit eindeutiger „Globaler ID“ nach dem IFOPT-Standard umgesetzt, auch Deutschlandweit einheitliche Haltestellen-ID (DHID) genannt. Dies erleichtert den Datenaustausch zwischen den regionalen Auskunftssystemen und dem NRW-SuchKontroller erheblich.

Mit der Strategie des NRW-SuchKontrollers werden viele ÖPNV-Informationen aus der NRW-Nahverkehrslandschaft zentral zugänglich, die sonst nur sehr systemkundige Fahrgäste über verschiedene Webressourcen ermitteln könnten. Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen kann beispielsweise die Beauskunftung aller Tarife in NRW über den NRW-SuchKontroller sichergestellt werden. Nachteil dieser Strategie ist, dass die Schnittstellen der regionalen Auskunftssysteme unterschiedliche Funktionsumfänge haben. Der NRW-SuchKontroller muss sich deshalb stets auf den „kleinsten gemeinsamen Nenner“ beschränken. Ferner zeigte sich im Rahmen der Erstellung des NRW-SuchKontrollers, dass weitere Kraftanstrengungen zur Verbesserung der Qualität der von den jeweiligen Dateneignern bereitgestellten Auskunftsdaten notwendig sind, um zukünftige Herausforderungen der Digitalisierung im ÖPNV zu bestehen.

Das Projekt „NRW-SuchKontroller“ versteht sich als „Brückentechnologie“, da zwischenzeitlich bereits weitergehende deutschlandweite Auskunftsansätze in Entwicklung sind (z.B. Delfi+). Bis diese jedoch tatsächlich produktiv zur Verfügung stehen, bietet der NRW-SuchKontroller den ÖPNV-Kunden in NRW bereits die Vorteile einer verteilten Routensuche.

12. Mai 2017

 
 
Ansprechpartner bei IVV

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Einbettung des NRW-SuchKontrollers in die NRW-Auskunftslandschaft