Zielsetzung
Im Auftrag des KompetenzCenters „Elektronisches Fahrgeldmanagement“ (KC EFM) beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat die Ingenieurgruppe IVV eine Potenzial- und Wirtschaftlichkeitsanalyse für eine NRW-weite Einführung neuer Vertriebs- und Informationskanäle im ÖPNV erarbeitet. Ziel dieser Studie ist es, die Nutzungspotenziale einer landesweiten Informations- und Vertriebsplattform für den Einsatz von e- und m-Commerce im öffentlichen Personennahverkehr sowie die Wirtschaftlichkeit einer solchen Plattform für die Verkehrsunternehmen zu ermitteln. Der Betrachtungshorizont liegt im Jahr 2010.
Untersuchungsansatz
Da der Themenkomplex e- und m-Commerce in seiner Bedeutung für den ÖPNV sehr schwer quantifizierbar ist, scheiden rein mathematische Lösungsansätze für die Potenzial- und Wirtschaftlichkeitsanalyse aus. Zielführend sind vielmehr Verfahren, die auf analytischen Ableitungen, Analogien und Experteneinschätzungen beruhen. Diese wurden gutachterlich erarbeitet und anschließend im Rahmen eines Workshops mit ca. 30 ausgewählten Nahverkehrsexperten aus verschiedenen Verkehrsunternehmen in ganz NRW diskutiert und abgesichert.
Entwicklung der Rahmenbedingungen
Aus einer umfassenden Analyse der Entwicklung maßgebender Einflussgrößen auf Akzeptanz und Verbreitung von e- und m-Commerce-Verfahren leitet sich ab, dass zukünftig
- der Zugang zum stationären Internet keine limitierende Größe für die Verbreitung von e-/m-Commerce in NRW ist, ebenso wenig wie die Bandbreite des Internetzugangs,
- die Verbreitung von Mobiltelefonen und die Ausstattung der mobilen Geräte keine limitierende Größe für die Verbreitung von e-/m-Commerce in NRW ist,
- sich PDAs zur „Oberklasse“ der Mobiltelefone entwickeln und die Chancen für e-/m-Commerce auf Basis mobiler Datenübertragung verbessern,
- die Entwicklung der Nutzerkosten für das stationäre Internet und für die mobilen Datendienste eindeutig zugunsten von e-/m-Commerce arbeitet.
Zusammenfassende Erkenntnisse
E-/m-Commerce-Wege erscheinen bis 2010 ausbaufähig zu einer ernsthaften Größe im Ticketvertrieb. Maßgebliche Anteile des e-/m-Commerce-Potenzials stecken im Verfahren „Online-Ticket über Mobiltelefon“. In die Entwicklung dieses Verfahrens sollte deshalb investiert werden.
E-/m-Commerce erzeugt Erlössteigerungen. Die prognostizierten Steigerungen betragen selbst bei vorsichtiger Schätzung NRW-weit mehrere Mio. Euro. Bei vorsichtiger Schätzung ist e-/m-Commerce jedoch nur bei genügend großem Transaktionsvolumen, d.h. in größeren Kooperationsräumen, wirtschaftlich darstellbar. Bei optimistischer Schätzung finanziert sich e-/m-Commerce aus den gesteigerten Umsätzen und ist in diesem Fall landesweit wirtschaftlich darstellbar.
Die Vertriebskosten von e-/m-Commerce werden nur in geringem Umfang durch die technische Plattform bestimmt. Bedeutender Kostenfaktor ist der Zugang zum Ticketing-Verfahren. Steigende Umsatzzahlen dürften die Verhandlungsbasis der Verkehrsunternehmen gegenüber den Anbietern von Ticketing-Verfahren jedoch verbessern.
27. November 2006